ZWISCHEN DESIGN UND PERFORMANCE: DIE ENTWICKLUNG EINES SUPERSPORTWAGENS BEI KTM

Die KTM Sportcar GmbH hat sich mit weltweiten Erfolgen in prestigeträchtigen Motorsportmeisterschaften wie der Fanatec GT2 European Series oder Klassensiegen bei berühmten 24-Stunden-Rennen zu einem renommierten Hersteller von High-Performance-Renn- und Supersportwagen entwickelt. Mit dem KTM X-BOW GT-XR1, einem kompromisslosen, straßenzugelassenen Supersportwagen auf Basis eines reinrassigen Rennwagens, sorgte KTM vor einem Jahr für Aufsehen in der Fachwelt und bei Sportwagen-Enthusiasten. In Verbindung mit den bahnbrechenden Modellen KTM X-BOW GTX und GT2 lohnt es sich, einen Blick hinter die Kulissen des Sportwagenherstellers zu werfen und zu erfahren, wie diese besonderen Fahrzeuge entstehen.

„Wir gehen den umgekehrten Weg zu anderen Automobilherstellern. Wir entwickeln und bauen unsere Sportwagen zuerst für Siege auf der Rennstrecke und adaptieren sie dann für den Einsatz auf der Straße“, erklärt Christian Sams, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung für mechanische Komponenten. Der KTM X-BOW GT-XR ist das perfekte Beispiel für die Herangehensweise der Entwicklungsarbeit bei KTM, die herausstechende Performance mit ingenieurstechnischer Meisterleistung verbindet.

1 Kraftstoffverbrauch kombiniert (WLTP) 9,1 l/100 km, CO₂-Emissionen kombiniert (WLTP) 214 g/km, Schadstoffeinstufung EURO 6D

Gnadenlos effektiv
Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung (intern als R&D-Abteilung bezeichnet) der KTM Sportcar GmbH ist das Herzstück für innovative Entwicklungen, zu denen auch im Motorsport erprobte Komponenten wie das ultraleichte Carbon-Monocoque oder das abnehmbare Sportlenkrad mit integriertem LED-Display gehören. „Ready to Race“ steht hier als Philosophie für eine unkonventionelle Herangehensweise fernab von „Industriestandards“. Dabei setzen die beiden Leiter der R&D-Abteilung, Christian Sams und Alexander Rothböck, vor allem auf schlanke Prozesse und kurze Kommunikationswege, um effektiv und zielgerichtet radikale Hochleistungsfahrzeuge zu entwickeln. Beide Experten verfügen über langjährige Erfahrung bei KTM und waren maßgeblich an der Entwicklung des KTM X-BOW GT-XR beteiligt.

Hohe Entwicklungsgeschwindigkeit
Christian Sams, Entwicklungsleiter für mechanische Komponenten, erklärt: „Die wichtigste Zutat ist ein kleines, schlagkräftiges und hochmotiviertes Team. Wir arbeiten mit kurzen Kommunikationswegen und schaffen es, mit unseren Ressourcen besonders effektiv innovative Fahrzeuge zu entwickeln". Dabei betont er, wie wichtig einerseits die hohe Motivation im neunköpfigen, jungen Team und andererseits auch die Möglichkeit, den gesamten Entwicklungsprozess aktiv mitzugestalten, ist. „Jeder im Team ist stolz darauf und freut sich auf die Tests mit den Fahrzeugen – oder damit auf eine Dienstreise zu gehen.“

„Nur so gelingt es uns, in relativ kurzer Zeit innovative Lösungen zu entwickeln – bei drei Fahrzeugen in nur vier Jahren. Unsere Zusammenarbeit ist dynamisch und unkompliziert. Wenn wir eine Idee haben, spielen wir uns direkt die Bälle zu und arbeiten sie so aus. Deshalb können wir die Entwicklungen aus dem Motorsport auch vergleichsweise schnell auf die Straße bringen", ergänzt Alexander Rothböck, Entwicklungsleiter für elektrotechnische Komponenten und Software. 

Entwicklungsprozess von Grund auf neu gedacht
KTM X-BOW Modelle zeichnen sich durch ihre radikalen Designs und technischen Innovationen aus. „Wir versuchen bewusst, Dinge anders als andere Autohersteller zu machen. Unsere Inspiration ziehen wir aus der Leidenschaft für Autos, der Begeisterung für den Motorsport und der Herausforderung, Grenzen zu überschreiten. So ist zum Beispiel die Idee entstanden, ein elektrisches Jetfighter-Canopy aus Carbon zu entwickeln, das es in dieser Art und Ausführung noch nie an einem straßenzugelassenen Auto gegeben hat. Solche Ideen spornen uns enorm an", sagt Christian Sams.

Starke Zusammenarbeit
Hier zahlen sich auch die langjährigen Kooperationen mit Reiter Engineering im Motorsportbereich und der Designagentur KISKA aus, die eng mit den Entwicklungsingenieuren zusammenarbeiten. „Das sind sehr wichtige Ansprechpartner für uns. Sie verstehen die technischen Zusammenhänge sowie die Homologationsanforderungen und kennen unsere Wünsche inzwischen ziemlich genau. Gleichzeitig überrascht uns beispielsweise KISKA immer wieder mit radikalen Designs, die perfekt zu unserer Philosophie passen. Ein schönes Beispiel ist der hochfeste und dennoch grazile Hebelarm für das besagte Canopy des KTM X-BOW GT-XR mit seiner kantigen und doch organischen 3D-Struktur“, sagt Christian Sams. Aber auch AVL Racetech habe im Bereich des Motormanagements wichtige Entwicklungsarbeit geleistet, ebenso wie Continental bei der Regelung des Antiblockiersystems (ABS) und des elektronischen Stabilitätsprogramms. „Diese Komponenten müssen sehr fein auf unsere Fahrzeuge abgestimmt werden, damit das Fahrerlebnis am Ende überwältigend ist.“

6.000 Bauteile bearbeitet
Bei der Entwicklung eines solchen neuen Bauteils stehen zunächst der Nutzen und das Design im Vordergrund. In der anschließenden Konzeptphase werden die technischen Konzepte entwickelt. Der sogenannte „Proof of Concept“ ist dann ein wichtiger Meilenstein und soll die Machbarkeit des Konzepts beweisen. „Danach geht es in die Detailarbeit bis zum fertigen Bauteil. Dazu kommen Komponenten von Zulieferern, die ebenfalls geprüft und abgenommen werden müssen. Für unsere aktuellen Modelle haben wir insgesamt rund 6.000 Teile bearbeitet“, erklärt Christian Sams.

Tausend weitere Ideen
Wenn Christian Sams und Alexander Rothböck über neue Ideen und einen Ausblick auf kommende KTM-Fahrzeuge sprechen, leuchten ihre Augen. „Was Innovationen betrifft, gehen uns die Ideen nicht aus. Eines ist sicher: Wir werden auch weiterhin gezielt Dinge anders machen und uns von Innovationen aus dem Rennsport inspirieren lassen, um einzigartige Fahrzeuge zu schaffen. Unser Ziel ist es, KTM mit besonderen Lösungen weiterhin als Vorreiter im Sportwagenbereich zu positionieren. Und da haben wir noch einiges im Köcher“, freut sich Alexander Rothböck.