Wie man Supercross-Whoops meistert – mit dem zweifachen 250SX-Champion Tom Vialle

Der Red Bull KTM Factory Racing FIM Motocross-Weltmeister und 2024-2025 AMA 250SX #1 erklärt, wie er gelernt hat, mit einem der schwierigsten Aspekte des Supercross umzugehen.

Von Adam Wheeler

Der frisch gekrönte 250 East Supercross Champion - Tom Vialle. PC: Align Media

Neun, jeweils 90 cm hohe und gleichmäßig angeordnete „Waschbrett“-Hügel bilden eine der gefürchtetsten Passagen einer Supercross-Strecke: die sogenannten Whoops. Diese Sektion kann bis zu einer Sekunde pro Runde ausmachen – für den mutigsten und erfahrensten Fahrer, der sie durchpflügt. Die AMA Supercross-Serie ist Teil der Supermotocross-Meisterschaft und gilt als populärste Motorradrennserie in den USA. In 17 Rennen innerhalb von weniger als 20 Wochen durchquert sie das ganze Land, mit Zuschauerzahlen von bis zu 60.000 pro Rennen und rund einer halben Million Zuschauern im TV oder per Stream.

Die AMA Supercross-Rennen erreichen bis zu eine halbe Million Zuschauer. PC: Align Media

Red Bull KTM ist mit zwei Fahrern in der 450SX-Klasse (auf der KTM 450 SX-F FACTORY EDITION) vertreten sowie mit je einem Fahrer in den beiden 250SX-Regionalserien, die jeweils acht Rennen im Osten und Westen der USA umfassen (auf der KTM 250 SX-F FACTORY EDITION). Einer davon ist Tom Vialle, ein 24-jähriger Franzose aus Avignon, der 2023 in die USA übersiedelte – im Gepäck zwei FIM MX2-Weltmeistertitel aus den Jahren 2020 und 2022. Vialle fand sich schnell in der Supercross-Welt zurecht, sicherte sich 2024 den Titel in der 250SX-Ost-Serie und verteidigte kürzlich erfolgreich seine Startnummer #1. Besonders beeindruckend: Er musste sich früh einer der größten Herausforderungen im Supercross stellen – den Whoops – und seine Technik schneller perfektionieren als viele US-Fahrer, die diese Passage seit Kindertagen trainieren. Gerade wegen dieses schnellen und erfolgreichen Wechsels vom Motocross bietet Tom einen besonders anschaulichen Einblick in das sogenannte „Skimming“ über die Whoops.

Der Umzug von Frankreich in die USA war ein großer Schritt für Tom Vialle – aber einer, der sich gelohnt hat. PC: Align Media

Whoops sind ein großer Bestandteil jeder Supercross-Strecke, und es gibt viele verschiedene Arten…

"Auch der Untergrund macht einen Unterschied: Ob er trocken oder griffig ist, verändert die Traktion. Wenn die Strecke trocken ist, muss man so schnell wie möglich in die Whoops rein, aber darf nicht zu viel Gas geben, sonst dreht das Hinterrad durch. Wenn sie griffig oder weich sind, kann man mit normaler Geschwindigkeit reinfahren und mehr Gas geben, um eben jenes Durchdrehen zu vermeiden. Jeder Fahrer sucht nach Traktion. Der beste Ansatz ist, so hart wie möglich reinzugehen – aber das ist ziemlich schwierig! Wenn die Whoops frisch sind, machen sie mehr Spaß, aber die Realität sieht man dann im Hauptrennen, wenn sie rauer und ungleichmäßiger sind – dann muss man seine Technik anpassen.“

Die Whoops-Sektion beim Supercross 2025 in Denver. PC: Align Media

Welche Technik bei Whoops?...

„Man kann durch sie springen oder sie überfliegen, also skimmen. Letztes Jahr, 2023, bin ich viel gesprungen, dieses Jahr skimme ich. Wenn die Whoops neu sind, ist das Skimmen einfacher und man bleibt besser oben. Ich bevorzuge das Skimmen, aber es hängt sehr vom Boden ab. Wenn die Whoops kaputtgehen, aber der Boden griffig ist, ist Springen eine gute Option. Wenn sie richtig trocken sind, sollte man sie skimmmend durchqueren. Auch der Aufbau der Whoops ist entscheidend – ich meine damit Form und Länge. Man braucht Zeit, um zu lernen und zu verstehen, wie das Bike reagiert. Wenn man einen verpasst, muss man wissen, wie man damit umgeht. Ich denke, meine Geschichte ist ganz gut: Vor zwei, drei Jahren konnte ich überhaupt keine Whoops fahren – und jetzt geht es ziemlich gut! Es braucht viel Zeit und Training. Versteh zuerst dein Motorrad, und wenn du das hast, kannst du an deiner eigenen Technik arbeiten, um besser zu werden.“

Es gibt zwei Arten, mit Whoops umzugehen: Springen und Skimmen. PC: Align Media

Ich denke, die beste Körperhaltung ist, den Kopf über und senkrecht zum Lenker zu halten und die Ellbogen hoch…

"Man sollte den Körper weiter nach hinten auf dem Motorrad verlagern, aber nicht zu weit, sonst verpasst man mit dem Vorderrad einige Whoops. Wenn man sich Videos von den besten Fahrern – früher und heute – ansieht, haben sie alle diese angespannte Haltung: Kopf über dem Lenker, Po so weit wie möglich nach hinten. Die Fußposition ist sehr wichtig für die Traktion – auch die sollten möglichst weit hinten auf den Fußrasten und eng am Motorrad sein. Ich glaube, manche Fahrer setzen ihre Fußrasten sogar 5–10 mm weiter nach hinten.“

Warum dauert es so lange, sie zu meistern…?

„Ich weiß es nicht genau… vielleicht, weil Whoops so unterschiedlich sein können. Zum Beispiel: Ein Supercross-Triple ist mehr oder weniger immer gleich gebaut – da könnten wir fast mit geschlossenen Augen drüberspringen! Aber das gilt nicht für Whoops. Man muss lernen, wie man sie fährt – und sich dann am Abend darauf einstellen. Ich trainiere viel für die Whoops, aber unter der Woche sind meist nur ein paar Fahrer auf der Strecke – im Rennen sind es 80–90, da wird die Sektion schnell kaputt. Man kann die Whoops nur im Rennen wirklich verstehen.“

Whoops sind entscheidend – aber um Champion zu werden, muss man alle Rennbereiche meistern. PC: Align Media

Whoops richtig zu fahren bringt Zeit – falsch gefahren können sie aber schnell zum Albtraum werden…

„Wenn du Schwierigkeiten hast, fängst du an zu zweifeln – und dann wird’s noch schwieriger. Aber wenn du skimmmst und dich gut fühlst, bekommst du Selbstvertrauen. Klar, du kannst einen ‚Moment‘ noch retten, aber du wirst irgendwann in den Whoops stürzen – und ich bin oft gestürzt! Es ist wichtig, das Limit zu verstehen – und das Limit dessen, was dein Bike aushält. Wir haben alle schon die besten Fahrer in den Whoops stürzen sehen – das zeigt, wie hart das ist. Es ist ein mentales Spiel, und man muss sich wirklich trauen, durchzuziehen.“

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